Vorwort (Auszug)

Mathematisches Schulwissen wird in Vorlesungen vieler Studiengänge als bekannt und vollständig verstanden vorausgesetzt. In der Realität zeigt sich jedoch, dass dieser Anspruch zunehmend nicht erfüllt ist und Studierende oft Schwierigkeiten haben, dem Inhalt einer einführenden Veranstaltung zur Mathematik oder Statistik zu folgen. Zur Schließung vorhandener Lücken werden daher oft Vorkurse oder so genannte "Brückenkurse" angeboten, die das Schulwissen beginnend bei Mengenlehre und Bruchrechnung aufbereiten. Aus einem derartigen Kurs, der von den Autoren an der Universität Oldenburg mehrfach durchgeführt wurde, ist auch die Idee zu diesem Buch entstanden. Der Vorkurs Mathematik präsentiert die bis zur Oberstufe des Gymnasiums vermittelte Mathematik in einer Form, die einerseits das Selbststudium ohne weitere Betreuung erlaubt und andererseits den Einsatz des Buchs als Begleittext zu einem Vorkurs unterstützt. Dazu enthält er neben einer ausführlichen Darstellung der Inhalte und einer großen Anzahl von Beispielen eine Vielzahl von Aufgaben mit ausführlichen Lösungen, die Lernende bei der (selbstständigen) Einübung des Stoffs sowie der Analyse der eigenen Bearbeitung unterstützen.

Als ein weiterer zentraler Aspekt enthält dieses Buch viele Beispiele aus der angewandten Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Diese Bereiche stellen ein wichtiges Anwendungsfeld der Mathematik dar und liefern somit die Motivation für die benötigte Mathematik. Die Darstellung in diesem Buch trägt diesem Ziel auch dadurch Rechnung, dass sie Themen wie z.B. Funktionen, Mengen, Folgen etc. und Problemstellungen aufgreift, die in der Statistik von Bedeutung sind. Dabei werden zwangsläufig Begriffe eingeführt, deren inhaltliche Relevanz sich erst im Rahmen einer Veranstaltung zur Statistik erschließt. Eine vertiefende Diskussion sowie der Aufbau eines Verständnisses für diese Begriffe kann und soll hier nicht geleistet werden. Ein Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass Lernende den Umgang mit Begriffen einüben und den mathematischen Gehalt des Begriffs realisieren. Insofern eröffnet dieser Zugang einen wichtigen Beitrag zum abstrakten Denken und bietet zudem Wiedererkennungseffekte in Veranstaltungen zur Statistik. Zudem kann der Vorkurs begleitend zu einer Statistikveranstaltung genutzt werden, um mathematische Zusammenhänge aufzuarbeiten.

Statistische Fachbegriffe können in einführenden Büchern wie z.B. Burkschat, Cramer, Kamps Beschreibende Statistik - Grundlegende Methoden, Springer, 2003, Genschel, Becker, Schließende Statistik, Springer, 2004 und Cramer, Kamps Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, 2008 nachgelesen werden.

Der Vorkurs umfasst in zwölf Kapiteln das in Bachelor-Studiengängen benötigte mathematische Schulwissen, wobei ein großer Teil der in Grundvorlesungen zur Statistik vorausgesetzten Mathematikkenntnisse abgedeckt wird. Ausführlicher als in der Schule werden für die Statistik bedeutsame Themen wie Summen- und Produktzeichen oder Folgen und Reihen behandelt. Einige weiterführende Konzepte wie Funktionen mehrerer Veränderlicher sind nicht enthalten und müssen an anderer Stelle nachgelesen werden (s. z.B. Kamps, Cramer, Oltmanns Wirtschaftsmathematik, Oldenbourg, 2003).

Der Vorkurs Mathematik unterscheidet sich von anderen Lehrbüchern durch die inhaltliche Konzeption, die Art der Darstellung und die problem- und zielorientierte Aufbereitung. Insbesondere werden folgende Aspekte berücksichtigt:
  • Alle vorgestellten Begriffe werden ausführlich erläutert und - sofern sinnvoll - grafisch veranschaulicht. Dabei ist die Wiederholung von bereits vorgestellten Inhalten beabsichtigt, um den Lernenden die Möglichkeit zu geben, die Themen selbstständig zu erarbeiten und einzuüben.
  • Die Methoden und Verfahren werden durch viele Beispiele aus der angewandten Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung illustriert.
  • Ergänzend zur formalen Darstellung werden Begriffe und Eigenschaften durchgehend auch verbal eingeführt bzw. erläutert.
  • Die große Auswahl an Aufgaben und deren ausführliche Lösungen unterstützen das selbstständige Lernen und ermöglichen eine effiziente Selbstkontrolle. Das Nachschlagen einer Lösung zu einer Aufgabe (und umgekehrt) wird durch ein einfaches Verweissystem erleichtert: Am Rand einer Aufgabe (Lösung) befindet sich jeweils ein Verweis auf die Seite, auf der die zugehörige Lösung (Aufgabe) abgedruckt ist.
  • Die Gestaltung dieses Buchs ist an die modulare Online-Präsentation der Inhalte in der Lehr- und Lernumgebung EMILeA-stat angelehnt (s. http://emilea-stat.rwth-aachen.de). Bezeichnungen und Definitionen, Beispiele und Regeln sind im Buch grafisch hervorgehoben.
  • Wichtige Stellen im Text, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, werden auf dem Rand zusätzlich mit einem Blitzsymbol markiert.
  • Viele Grafiken illustrieren Vorgehensweisen und Verfahren. Sie dienen u.a. der Vertiefung und dem besseren Verständnis des Stoffs. Einige Grafiken wurden mit dem EMILeA-stat Grafikpaket erzeugt (s. Cramer, Cramer, Kamps, Zuckschwerdt, Beschreibende Statistik - Interaktive Grafiken, Springer, 2004).
  • Verweise auf Beispiele, Begriffe und Eigenschaften innerhalb des Lehrtexts sind einer Online-Umgebung nachempfunden. Jedem 123»Verweis ist zur schnellen Orientierung die zugehörige Seitenzahl zugeordnet, so dass ein Umweg über den Index entfallen kann.
  • Weitere Elemente zur besseren Orientierung sind ein ausführlicher Index und ein strukturiertes Abkürzungs- und Symbolverzeichnis, das neben einer kurzen Erläuterung auch den Verweis auf eine Textstelle enthält.
  • Die zweifarbige Umsetzung ermöglicht die Hervorhebung wesentlicher Aspekte und die optische Strukturierung der Inhalte. Zudem werden Rechenschritte und Argumentationen durch die Kennzeichnung von Änderungen deutlicher gemacht.